accept(2) accept4 – nimmt eine Verbindung auf einem Socket an

ÜBERSICHT

#include <sys/types.h> /* Siehe ANMERKUNGEN */
#include <sys/socket.h>
int accept(int sockfd, struct sockaddr *adresse, socklen_t *adresslaenge);
#define _GNU_SOURCE /* Siehe feature_test_macros(7) */
#include <sys/socket.h>
int accept4(int sockfd, struct sockaddr *adresse,
socklen_t *adresslaenge, int schalter);

BESCHREIBUNG

Der Systemaufruf accept() wird mit den verbindungsbasierten Sockettypen (SOCK_STREAM und SOCK_SEQPACKET) benutzt. Er extrahiert die erste Verbindungsanfrage in der Warteschlange ausstehender Verbindungen für das wartende Socket sockfd, erzeugt eine neues verbundenes Socket und gibt einen neuen Datei-Deskriptor zurück, der sich auf dieses Socket bezieht. Das neu erstellte Socket ist nicht im Wartezustand. Das Original-Socket sockfd wird von diesem Aufruf nicht beeinflusst.

Das Argument sockfd ist ein Socket, das mit socket(2) erstellt wurde, mit bind(2) an eine lokale Adresse gebunden ist und nach einem listen(2) auf Verbindungen wartet.

Das Argument adresse ist ein Zeiger auf eine sockaddr-Struktur. Diese Struktur enthält die Adresse des Peer-Sockets, wie sie der Kommunikationsschicht bekannt ist. Das exakte Format der zurückgegebenen Adresse adresse wird durch die Adressfamilie des Sockets festgelegt (siehe socket(2) und die jeweiligen Protokoll-Handbuchseiten). Wenn adresse NULL ist, wird nichts eingrtragen; in diesem Fall wird adresslaenge nicht benutzt und sollte auch NULL sein.

Das Argument adresslaenge ist ein Wert-Ergebnis-Argument: Der Aufrufende muss es initialisieren, um die Größe (in Byte) der Struktur zu erhalten, auf die adresse zeigt; bei der Rückkehr wird es die tatsächliche Größe der Peer-Adresse enthalten.

Die zurückgegebene Adresse wird gekürzt, falls der bereitgestellte Puffer zu klein ist. In diesem Fall gibt addrlen einen Wert zurück, der größer als der übergebene Wert ist.

Falls keine ausstehenden Verbindungen in der Warteschlange sind und das Socket nicht als »nonblocking« gekennzeichnet ist, blockt accept() den Aufrufenden bis eine Verbindung besteht. Wenn das Socket als »nonblocking« gekennzeichnet ist und in der Warteschlange keine ausstehenden Verbindungen enthält, schlägt accept() mit dem Fehler EAGAIN oder EWOULDBLOCK fehl.

Zur Information über neu auf dem Socket eintreffende Verbindungen, kann select(2) oder poll(2) benutzt werden. Wenn versucht wird, eine neue Verbindung zu erstellen, wird ein lesbares Ereignis geliefert und sie können accept() aufrufen, um ein Socket für diese Verbindung zu erhalten. Alternativ können Sie das Socket zum Setzen von SIGIO veranlassen, wenn es auf dem Socket zu Aktivität kommt; lesen Sie socket(7), um Einzelheiten zu erhalten.

Bei bestimmten Protokollen, die eine explizite Bestätigung verlangen, wie DECNet, kann davon ausgegangen werden, dass accept() nur die nächste Verbindung aus der Warteschlange holt ohne sie automatisch zu bestätigen. Die Bestätigung kann ein normaler Lese- oder Schreibvorgang auf dem neuen Deskriptor mit sich bringen, eine Ablehnung kann durch ein Schließen des neuen Sockets impliziert werden. Derzeit verfügt nur DECNet auf Linux über diese Semantik.

Falls schalter 0 ist, dann entspricht accept4() accept(). Die folgenden Werte können in schalter bitweise ODER-verknüpft werden, um ein unterschiedliches Verhalten zu bewirken:

SOCK_NONBLOCK
Setzt den Dateistatus-Schalter O_NONBLOCK für den neu geöffneten Dateideskriptor. Die Verwendung dieses Schalters spart zusätzliche Aufrufe von fcntl(2), um das gleiche Ergebnis zu erreichen.
SOCK_CLOEXEC
Setzt den Schalter »Schließen bei Ausführung« (close-on-exec, FD_CLOEXEC) für den neuen Dateideskriptor. Lesen Sie die Beschreibung des Schalters O_CLOEXEC in open(2), um die Gründe zu beleuchten, warum dies nützlich sein könnte.

RÜCKGABEWERT

Bei Erfolg geben diese Systemaufrufe eine nicht negative Ganzzahl zurück, die ein Dateideskriptor für das akzeptierte Socket ist. Bei einem Fehler wird -1 zurückgegeben und errno entsprechend gesetzt.

Fehlerbehandlung

Die Linux-Version von accept() (und accept4()) reichen alle noch nicht behandelten Netzwerkfehler an das neue Socket als einen Fehlerkode von accept() weiter. Dieses Verhalten unterscheidet sich von anderen Implementierungen des BSD-Sockets. Um zuverlässig operieren zu können, sollte die Anwendung die für das Protokoll nach accept() definierten Netzwerkfehler aufspüren und sie wie EAGAIN durch erneutes Probieren verfolgen. Im dem Fall von TCP/IP sind dies ENETDOWN, EPROTO, ENOPROTOOPT, EHOSTDOWN, ENONET, EHOSTUNREACH, EOPNOTSUPP und ENETUNREACH.

FEHLER

EAGAIN oder EWOULDBLOCK
Das Socket ist als »nonblocking« gekennzeichnet und es sind keine Verbindungen vorhanden, die akzeptiert werden müssen. POSIX.1-2001 und POSIX.1-2008 erlauben in diesem Fall auch die Rückgabe beider Fehlers und verlangen nicht, dass diese Konstanten den gleichen Wert haben. Deshalb sollte eine portable Anwendung beide Möglichkeiten prüfen.
EBADF
sockfd ist kein Deskriptor für eine geöffnete Datei.
ECONNABORTED
Eine Verbindung wurde abgebrochen.
EFAULT
Das Argument adresse ist kein beschreibbarer Teil des Adressraums des Benutzers.
EINTR
Der Systemaufruf wurde vor dem Eintreffen einer gültigen Verbindung durch ein Signal unterbrochen; lesen Sie signal(7).
EINVAL
Das Socket wartet nicht auf Verbindungen oder adresslaenge ist ungültig (z.B. negativ).
EINVAL
(accept4()) ungültiger Wert in schalter
EMFILE
Die Beschränkung pro-Prozess der Anzahl offener Datei-Deskriptoren wurde erreicht.
ENFILE
Die systemweite Beschränkung für die Gesamtzahl offener Dateien wurde erreicht.
ENOBUFS, ENOMEM
Nicht genug Speicher. Dies bedeutet oft, dass die Speicherreservierung durch die Socket-Pufferbeschränkungen begrenzt ist und nicht durch den Systemspeicher.
ENOTSOCK
Der Dateideskriptor sockfd zeigt nicht auf ein Socket.
EOPNOTSUPP
Das referenzierte Socket ist nicht vom Typ SOCK_STREAM.
EPROTO
Protokollfehler

Zusätzlich könnte Linux-accept() fehlschlagen, falls:

EPERM
Firewallregeln die Verbindung verbieten

Zusätzlich könnten Netzwerkfehler für das neue Socket und wie sie für das Protokoll definiert sind, zurückgegeben werden. Verschiedene Linux-Kernel können andere Fehler zurückgeben, wie ENOSR, ESOCKTNOSUPPORT, EPROTONOSUPPORT oder ETIMEDOUT. Der Wert ERESTARTSYS kann bei einer Ablaufverfolgung auftreten.

VERSIONEN

Der Systemaufruf accept4() ist seit Linux 2.6.28 verfügbar; Unterstützung in Glibc ist seit Version 2.10 verfügbar.

KONFORM ZU

accept(): POSIX.1-2001, POSIX.1-2008, SVr4, 4.4BSD (accept() erstmalig erschienen in 4.2BSD).

accept4() ist keine Standard-Linux-Erweiterung.

Auf Linux erbt das neue, von accept() zurückgegebene Socket nicht die Datei-Statusschalter wie O_NONBLOCK und O_ASYNC vom wartenden Socket. Dieses Verhalten unterscheidet sich von der vorschriftsmäßigen BSD-Socket-Implementierung. Portable Programme sollten sich nicht auf Vererbung oder Nicht-Vererbung der Datei-Statusschalter verlassen und immer explizit alle benötigten Schalter des Sockets setzen, das sie von accept() zurückbekommen.

ANMERKUNGEN

POSIX.1-2001 erfordert nicht, dass <sys/types.h> eingebunden wird. Diese Header-Datei ist in Linux nicht erforderlich. Allerdings benötigen einige historische Implementierungen (BSD) diese Header-Datei. Es wird empfohlen, sie für portierbare Anwendungen einzubinden.

Es könnte sein, dass nicht immer eine Verbindung wartet, nachdem ein SIGIO zugestellt wurde oder select(2) oder poll(2) ein Lesbarkeitsereignis zurückgeben, weil die Verbindung von einem asynchronen Netwerkfehler oder einem anderen Thread entfernt worden sein könnte bevor accept() aufgerufen wurde. Falls dies geschieht, wird der Aufruf das Warten auf die Ankunft der nächsten Verbindung blockieren. Um sicherzustellen, dass accept() niemals blockiert, muss beim durchgereichten Socket sockfd der Schalter O_NONBLOCK gesetzt werden (siehe socket(7)).

Der Typ socklen_t

Das dritte Argument von accept() wurde ursprünglich als ein int * deklariert (und ist dies unter Libc4, Libc5 und vielen anderen Systemen, wie 4.x BSD, SunOS 4, SGI); ein Entwurf des POSIX.1g-Standards wollte es in ein size_t * ändern und das ist es in SunOS 5. Neuere POSIX-Entwürfe benutzen socklen_t * und daher die »Single UNIX Specification« und Glibc2. Zitat Linus Thorvalds:

»Bei jeder vernünftigen Bibliothek _muss_ »socklen_t« die gleiche Größe wie »int« haben. Alles andere zerstört jedes weitere BSD-Socket-Ebenen-Zeug. POSIX machte daraus anfangs ein »size_t« und ich (und hoffentlich andere, aber offenbar nicht allzu viele) reklamierten das durchaus lautstark. Dies zu einem »size_t« zu machen ist genau deshalb nicht in Ordnung, weil »size_t« zum Beispiel sehr selten auf 64-Bit-Architekturen die gleiche Größe wie »int« hat. Und es muss die gleiche Größe wie »int« haben, weil genau das die BSD-Socket-Schnittstelle ist. Irgendwie bekamen die POSIX-Leute einen Hinweis und erstellten »socklen_t«. Sie sollten es ursprünglich nicht anfassen, aber sobald sie es taten, wollten sie aus einem unerfindlichen Grund einen benannten Typ haben (wahrscheinlich wollte jemand sein Gesicht wahren wegen der ursprünglichen Dummheit, so dass sie nur stillschweigend ihren Fehlgriff umbenannten).«

BEISPIEL

Siehe bind(2).

KOLOPHON

Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 4.06 des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Hanno Wagner <[email protected]> und Chris Leick <[email protected]> erstellt.

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